MUSIK UND TANZ DER GNAWA

 

Trommel, Musik, unsplash.com, Paul Zoetemeijer
Der afrikanische Kontinent fasziniert: Nicht nur die Tierwelt und die atemberaubenden Landschaften ziehen viele Menschen in ihren Bann, sondern auch ein unglaublich reiches Kulturerbe. In Kathrins Musik-Workshop wurde die Kultur der Gnawa hör- und spürbar. Ein Bericht.

Die Musik Afrikas ist bei uns in Europa immer beliebter und hat Einzug in das Repertoire vieler Chöre und Ensembles gehalten, aber auch in Schulbüchern findet man immer mehr afrikanische Lieder und Songs. Natürlich taucht an dieser Stelle immer die Frage der Authentizität auf: Wie singen, musizieren und tanzen wir hier in Deutschland diese Musik, die uns eigentlich fremd ist? Dank einer Kooperation mit den Literaturtagen Heidelberg konnten wir hier an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg die Musik Nordafrikas, genauer gesagt der Gnawa, ganz authentisch kennen, spielen und tanzen lernen. Die Gnawa sind Nachkommen ehemaliger Sklaven, die aus den Gebieten südlich der Sahara hauptsächlich nach Marokko ausgewandert sind. Eine Sufi-ähnliche Tradition verbindet die Gnawa, die die Glaubenslehren des Islam mit vorislamischen Praktiken aus Westafrika verbindet. Ihre musikalischen Praktiken sind ebenfalls stark mit diesen besonderen religiösen Hintergründen verbunden.

Gespielt wird die Gnawa-Musik mit verschiedenen traditionellen Instrumenten. Das rhythmische Fundament bilden mit Stöcken geschlagene Fasstrommeln, die sogenannten Tbal, gemeinsam mit mehreren Qaraqib. Das sind spezielle, halbkugelförmige Metallstücke, die – ähnlich wie Kastagnetten – mit einer Hand gespielt werden, sodass in jeder Hand ein Instrument gehalten werden kann. Die Metallstücke werden rhythmisch aufeinandergeschlagen und produzieren einen unverwechselbaren Sound. Vor allem diese rhythmische Struktur ist es, die den unweigerlichen Zusammenhang zum Tanz herstellt. Die Langhalslaute Gimbri ist ein rechteckiger Holzkorpus, der mit drei Darmsaiten bespannt wird. Traditionell wird die Gnawa-Musik bei religiösen Zeremonien gespielt, die die Musiker und Tänzer in tranceartige Zustände versetzen sollen. Doch die Popularität der Gnawa-Musik hat dazu geführt, dass immer öfter die Musik ohne den zugehörigen religiösen Hintergrund gespielt wird oder in andere populäre Musik-Genres integriert wird.

Im Workshop mit den Musikern von Gnawa Deutschland konnten die Teilnehmer*innen die historischen Anfänge der Gnawa-Musik und deren Entwicklung nachvollziehen. Auch die religiösen Hintergründe wurden beleuchtet. Außerdem stellten die Musiker das Gnawa-Festival vor, das einmal im Jahr in Berlin stattfindet. Auch eigene Projekte, wie das von Habib Belk, dem Gimbri-Spieler der Gruppe, wurden vorgestellt. Im Anschluss gab es viel Zeit um das Spielen auf den Qaraquib zu lernen, gemeinsam zu musizieren und zu tanzen.

Kathrin Schweizer, Team, Transfer Together
Kathrin Schweizer

Mit Musik Toleranz lernen: Kathrin zeigt Kindern und Jugendlichen Musik aus anderen Kulturen und macht deren Vielfalt durch außerordentliche Konzertorte erlebbar. Zu Kathrins Projektseite.

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