Homeschooling schafft Herausforderungen. Beim EduThon am 18. und 19. April 2020 haben sieben Teams ihr Wochenende dafür genutzt, um gemeinsam Lösungen für diese Herausforderungen zu schaffen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Das Coronavirus hat im Bildungssystem in kurzer Zeit viel verändert und stellt alle vor große Herausforderungen – Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern gleichermaßen. Denn plötzlich ist die Homeschool da: Aus der Klassengemeinschaft wird über Nacht die Chatgruppe, aus dem Esszimmer das Home Office mit integriertem Klassenzimmer, Hausaufgaben gibt’s per Post oder Mail und digitaler Unterricht steht und fällt jetzt mit stabilem Internet.

Das EduThon-Team hatte im Vorfeld Gespräche mit rund 80 Eltern geführt und sie befragt, wo ihre Probleme liegen. Hieraus wurden sieben Challenges abgeleitet: didaktische Unterstützung von Eltern, (Selbst-)Management, Stressresilienz, soziale Ungleichheit, Motivationsförderung, soziale Kontakte trotz Kontaktverbot und Selbstständigkeit. Wenn ihr euch die Challenges genauer ansehen wollt, schaut doch auf der Event-Seite des EduThon vorbei (wird nicht mehr aktualisiert). Wir streuten den Hackathon über unsere Kanäle und erhielten ziemlich schnell die ersten Anmeldungen. Schließlich fanden sich so viele Leute am 18. und 19. April online ein, sodass wir sieben Teams bildeten.

Alle waren fest entschlossen, über das Wochenende an Herausforderungen des Homeschooling zu arbeiten. Lehrkräfte, Eltern und Elternbeiratsvertreter*innen, Schüler*innen, Studierende, IT-Affine – es kam ein breites Spektrum der Gesellschaft zusammen.

Die Teams und Lösungen

Um jede Challenge bildete sich eine oder zwei Gruppen von drei bis fünf Leuten. Sie starteten um 10 Uhr damit, sich gegenseitig in ihren Kleingruppen kennenzulernen und gemeinsam ihre Ideen zu (digitalem) Papier zu bringen. Als Arbeitsplattform nutzten sie sogenannte Murals. Das EduThon-Team betreute sie das Wochenende über als Mentor*in. Am Sonntag um 16 Uhr reichten die Teams ihre Arbeiten ein. Die zusammengefassten Ergebnisse der Gruppen findet ihr in der folgenden Auflistung.

Am Dienstag, 21. April, hat sich das EduThon-Team nochmal mit allen Arbeiten auseinandergesetzt und hat drei Gewinner-Teams gekürt!

9 Tipps für das Selfempowerment deiner Schüler*innen

Wir bieten Hilfestellung und neun Tipps für einen gelingenden digitalen Unterricht, der die Schüler*innen motiviert und die Lehrkraft nicht überfordert.

Im analogen wie im digitalen Unterricht steht und fällt der Erfolg mit der Lehrkraft. Doch auch die Schüler*innen müssen in der neuen Situation und vor allem im Homeschooling neu und anders motiviert werden. Unser Team hat sich dafür Wege einfallen lassen, wie dies zusammenkommen und gelingen kann. Mit neun gut durchdachten und vielfältigen Tipps, die mit konkreten Hilfestellungen und Angeboten kombiniert werden, ist der erste Schritt für einen erfolgreichen digitalen Unterricht schon getan.

Unsere Jury hat Gruppe G auf den 1. Platz gewählt!

Gruppe G hat bereits eine einsatzfähige Homepage mit Video aufgesetzt.

SchuhusLernkarte

Mit der App SchuhusLernkarte lernen jüngere Schüler*innen gemeinsam mit ihren Eltern und Lehrer*innen – didaktisch aufbereitet in Form einer kleinen Geschichte.

Im Homeschooling müssen Schüler*innen ihr eigenes Lernen stärker selbst gestalten und organisieren. Diese Aufgabe stellt gerade jüngere Schüler*innen und ihre Erziehungsberechtigte vor eine große didaktische, organisatorische und motivationale Herausforderung. In der Web-App SchuhusLernkarte erhalten Schüler*innen für ihre Aufgaben didaktische Hilfen, die storybasiert und spielerisch eingebettet sind. Die Lernfortschritte können sowohl von Erziehungsberechtigten als auch von Lehrkräften eingesehen werden.

Unsere Jury hat Gruppe A auf den 2. Platz gewählt!

Gruppe A bietet neben einem Video auch eine Pitch-Präsentation inklusive der Eule Schuhu.

Stressless

Das eigene Stresslevel einschätzen und senken mit einem Booklet und Stressless-App für die ganze Familie.

Die Coronakrise mit ihren besonderen Herausforderungen erhöht auch den Stresspegel. Um auch Laien einen Einblick auf den eigenen Stresspegel in dieser Krisensituation zu ermöglichen, entwickelte die Gruppe den Prototyp einer Stress-App. Ein Booklet informiert über die verschiedenen Dimensionen von Stress und steht bereits zur Verfügung. Durch die Entwicklung der Stress-App erhoffen sie sich eine Hilfestellung für Eltern und ältere Schüler*innen, damit sie ihre eigenen Grenzen besser einschätzen können und gezielt Methoden der Entspannung bzw. Auszeiten in ihren Alltag integrieren können. Damit alle stressfreier durch diese Krise kommen.

Unsere Jury hat Gruppe C auf den 3. Platz gewählt!

Gruppe C hat schon einen Prototyp für das Booklet erstellt.

Modularer Wochenplanbaukasten

Ein Wochenplanbaukasten hilft Grundschüler*innen Aufgaben zu strukturieren und Kontakt zu halten.

Unsere Template-Vorlage eines Wochenplanes, der sowohl analog als auch digital verwendet kann, hilft den Allerkleinsten im Schulsystem. Das Homeschooling von Grundschüler*innen stellt Eltern vor besondere Herausforderungen. Die jungen Schüler*innen haben Schwierigkeiten die Vielzahl an Aufgaben selbst zu strukturieren und zu organisieren. Feste Zeiten für den täglichen Telefonpartner oder den wöchentlichen Brief an die Klassenlehrerin sind in den Plan integriert und garantieren den sozialen Austausch. Das Bausteinsystem ist modular erweiterbar und an die individuellen Bedürfnisse anpassbar. Eine Abwechslung zwischen Lerninhalt und sozialer Interaktion ist somit sichergestellt und die Bedürfnisse der Grundschüler*innen ist Rechnung getragen.

Gruppe B hat bereits einen Werbepodcast sowie eine Pitch-Präsentation vorbereitet.

EduBuddy Network

Wenn’s in der Online-Schule hapert, kommen freiwillige EduBuddies benachteiligten Schüler*innen zur Hilfe.

Das EduBuddy Network ist eine Online-Plattform, bei der Lehrkräfte ohne großen Aufwand einen Bedarf anmelden und auf einen Pool von Freiwilligen zurückgreifen können. Im EduBuddy Network werden dann passende Buddies gesucht und gematched. Die EduBuddies können dann dabei helfen, Schüler*innen Aufgaben und Lerninhalte zu übermitteln, sie können organisatorisch und technisch unterstützen und damit schließlich alle entlasten. Sie sind extra-familiäre Ansprechpartner*innen und geben der Bezugsperson das Gefühl: “Ich bin beim Lernen nicht allein!” Die freiwilligen EduBuddies werden vorher auf ihre Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit geprüft.

Gruppe D hat für die Pitch-Präsentation auch einen Comic verfasst.

Digitaler Lernbaukasten für Schulen

Ein Lernbaukasten ermöglicht es Schulen und Lehrkräften einen Wochenplan zur Motivierung der Schüler*innen durch Verlässlichkeit, Abwechslung sowie virtuellen Austausch zu erstellen.

Eine Lehrkraft und die Atmosphäre im Klassenraum tragen einen großen Teil zur Motivation von Schüler*innen bei. Dies fällt nun im Rahmen des Homeschoolings weg. Ein verbindlicher und strukturierter Wochenplan, welcher inhaltliche und methodische Blöcke sowie gemeinsame Pausen integriert fördert die Motivation der Schüler*innen nachhaltig. Zur Erstellung desselbigen wurden virtuelle Module im Baukastensystem erarbeitet. Diese Module enthalten nicht nur Themen/Methoden der Gestaltung des Unterrichts: Sie bieten auch Möglichkeiten für Projekte, Einbindung von Eltern und Familie, Freunden, Challenges, Elemente der Gamification.

Gruppe E hat für den Pitch eine Präsentation mit Fotos zusammengestellt.

schoolbot

Der schoolbot ist ein KI-basierter Chatbot, der Schüler*innen in Echtzeit bei Schulfragen unterstützt.

86 Prozent der Lehrkräfte denken, dass sich die Effekte der sozialen Ungleichheit verstärken werden. Um insbesondere Schüler*innen aus sozial benachteiligten Verhältnissen rund um die Uhr bei Schulfragen unterstützen zu können, wurde das Projekt schoolbot ins Leben gerufen. Schüler*innen erhalten mit der Smartphone und Desktop basierten KI-Lösung namens schoolbot die Möglichkeit, einen digitalen Ansprechpartner zu haben, der in einem geschützten Rahmen, in Echtzeit und ohne Leistungsbewertung schrittweise bei der Lösung von Schulaufgaben hilft. Durch die Integration von verifizierten Lerninhalten, Lehrplänen und Schulmaterialien werden den Schüler*innen zielgruppenspezifische Inhalte in verständlicher Sprache vermittelt.

Den Pitch von Gruppe H gibt es als Video.

Unsere Bewertungskriterien

Die sechsköpfige Jury des EduThon hat anonym in vier Kategorien Punkte vergeben:

  • Methodik & Verständlichkeit: Sind die Ergebnisse, Konzepte und Entwicklungsschritte klar und verständlich beschrieben?
  • Gesellschaftlicher Mehrwert: Wie lassen sich die Ergebnisse in der Praxis anwenden, hilft es der adressierten Zielgruppe und wie wird sie erreicht?
  • Innovationsgrad: Wie hoch ist die Originalität der entwickelten Idee?
  • Umsetzbarkeit: Wie lässt sich die Lösung kurz- und mittelfristig realisieren? Welche Umsetzungsschritte wurden beschrieben?

Unter der Überschrift “Heimunterricht stressfrei und gerecht” schreibt Arnd Janssen von der Rhein-Neckar-Zeitung über den EduThon. Der Artikel ist auf der Seite der RNZ online abrufbar.

Wie geht’s jetzt weiter?

Alle Teilnehmer*innen des EduThon erhalten die Möglichkeit, mit ihrem Team zeitnah einen individuellen Workshop zur Lösungs-, Projekt- und Geschäftsmodellentwicklung in Anspruch zu nehmen. Der Workshop hilft ihnen die nächsten Schritte für das mögliche Projekt zu identifizieren. Im Anschluss werden wir Fördermöglichkeiten ausloten. Der Workshop wird je nach Coronasituation digital oder analog vom S-HUB Mannheim in Zusammenarbeit mit den Teammentor*innen durchgeführt.

Sollte ein Team nicht weiter an der Umsetzung des Projekts arbeiten wollen, kann es eine Idee spenden. So kann zum Beispiel eine Studierendengruppe das Projekt übernehmen.

Danke an alle Teilnehmer*innen des EduThon 2020!

Für viele im Team war der EduThon der erste Hackathon (und dann gleich noch in der digitalen Königsklasse!) und von der Idee, über die Konzeption bis zur Einreichung der Pitches dauerte es gerade einmal zwei Wochen. Die Organisation lief größtenteils über Videocall, Chat und Mail. Damit alles rechtzeitig stand, waren einige Sonderschichten nötig, doch mit Blick auf die Ergebnisse hat sich die Arbeit gelohnt! Wir waren begeistert von der produktiven und kreativen Stimmung während des EduThon. Wir möchten uns daher bei allen Beteiligten, Möglichmacher*innen und Teilnehmer*innen ganz herzlich bedanken – ihr habt den EduThon zu dem Erfolg gemacht, der er war.

Carsten Huber, Team, Transfer Together, MRN
Carsten Huber (EduInitiator)

Es ist bewundernswert wie viel erreicht werden kann, wenn Gleichgesinnte aus unterschiedlichen Fachrichtungen an gemeinsamen Bildungslösungen arbeiten.

Melanie Seidenglanz, Team, Transfer Together, MRN
Melanie Seidenglanz (EduNetzwerkerin)

Als zweifache Mutter erlebe ich selbst täglich den Spagat zwischen Familie und Beruf. Einige entwickelte Ideen können direkt Familien entlasten – darüber bin ich sehr froh und danke allen, die sich so engagiert eingebracht haben.

Julika Witte, Team, Transfer Together
Julika Ritter (EduKoordinatorin)

Wir hatten das Bedürfnis, Familien in der aktuellen Schul-Situation zu unterstützen. Also haben wir innerhalb von nur zwei Wochen einen komplett digitalen Hackathon organisiert und eine Plattform geschaffen, auf der sich Ideen und Kreativität entfalten konnten. So viel Motivation an einem (digitalen) Ort erlebt man selten.

Max Wetterauer, Team, Transfer Together
Max Wetterauer (EduTechniker)

Es ist ein tolles Gefühl, wenn sich so viele engagierte Menschen freiwillig mit all ihrer Kreativität und Energie einem Thema widmen. Der EduThon war eine echte Bereicherung für mich!

Nina Lehmann (EduMentorin)

Das Thema Homeschooling beschäftigt die Breite der Gesellschaft – dies spiegeln sowohl die Diversität der Teilnehmenden wie auch die beeindruckenden, innovativen Ideen wider. Ich bin begeistert wie unfassbar motiviert und kreativ so viele Menschen mitgearbeitet haben!

Jasmin Brodbeck (EduMentorin)

Die Challenges zum Thema Homeschooling waren nicht einfach und dennoch ist es den Teams gelungen, kreative und innovative Lösungen zu finden. Ich bin begeistert, was für tolle Ideen dabei herausgekommen sind und hoffe darauf, dass wir viel in die Tat umsetzen können.

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Comments (3)

[…] „Eduthon 2020“ von Carsten, Melanie, Julika, Max, Jasmin, Nina […]

[…] EduThon haben wir damit experimentiert, lediglich einen Hashtag zu nutzen, um die Kommunikation zu […]

[…] das Team von TRANSFER TOGETHER war der EduThon eine Art Feuerprobe: Hier konnten wir all die Tipps, Tools und Theorien in der Praxis ausprobieren. […]