PRAXISLUFT SCHNUPPERN IN WALDHOF-OST

 

Im Rahmen des Masterstudiengangs Kommunale Gesundheitsförderung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg erhalten die Studierenden in Form eines einjährigen Transferprojekts, Einblicke in die kommunale Praxis. Werkstudentin Hannah Lene, welche sich im 3. Mastersemester befindet, berichtet aus studentischer Sicht von der Planung und ihren Erfahrungen im Projekt W.O.L.V – Waldhof-Ost lebendiges Viertel.

Der Startschuss fiel im April 2022, mit dem Beginn des zweiten Semesters. Bereits einige Wochen zuvor haben wir uns gemeinsam für ein Projekt aus dem kommunalen Kontext entschieden. Nun hieß es, zusammen mit der Stadt Mannheim und der Gemeinwesenarbeit im Gemeinschaftszentrum Waldhof-Ost, eine Maßnahme zu planen und im Idealfall umzusetzen und zu evaluieren. Der einjährige Zeitplan war straff – das war uns allen von Beginn an bewusst. Der Reiz und die Herausforderung das Projekt in Waldhof-Ost durchzuführen, lag zum einen darin, ein themenoffenes Projekt ohne vorhandene Strukturen und Netzwerke im Stadtteil zu starten und andererseits, die Arbeit in einem Stadtteil im Sozialraum 4 kennenzulernen. Mit einer indexbasierten Berechnungsmethode werden die 38 Stadtteile in Mannheim entsprechend ihrer sozialstrukturellen Ähnlichkeiten bzw. der Höhe ihrer Belastungen zusammengefasst und in fünf Sozialraumtypen unterteilt – abgestuft von Typ 1 “sozialstrukturell unauffällig” bis hin zu Typ 5 “sozialstrukturell auffällig”. Indikatoren, die zur Berechnung herangezogen werden, sind beispielsweise der Arbeitslosenquotient oder die Mindestsicherungsquote.

Erstes Kennenlernen und Konzeptentwicklung

Im April 2022 fand ein erster Besuch im Stadtteil Waldhof-Ost statt. Zusammen mit dem Quartiermanagement erkundeten wir insbesondere den Brennpunktstadtteil und sammelten erste Eindrücke. Ein gemeinsames Gespräch im Gemeinschaftszentrum ließ erste Ideen aufkommen. Zurück an der Hochschule wurde von den Studierenden ein Konzept für die Monate April bis August 2022 ausgearbeitet. In diesem wurden die Vision, die Ziele und der Zeitplan festgehalten. Als Aufgaben standen uns in den nächsten Monaten die Sensibilisierung der Bewohner:innen für das Thema Gesundheit und Wohlbefinden bevor, sowie eine Bestands- , Bedarfs- und Ist-/Bedürfnisanalyse. Die ersten Ergebnisse sollten bereits im August 2022 zur Verfügung stehen.

Durchführung der Analysen

Um die Arbeit in den nächsten Monaten zu bewältigen, organisierten wir uns in kleinen Gruppen. Zur Sensibilisierung wurde mit der Öffentlichkeitsarbeit gestartet – mithilfe von Flyern, Zeitungsartikeln und Social-Media-Accounts versuchten wir sichtbar zu werden. Im Rahmen der Ist-Analyse konnten zwei Befragungen stattfinden. Zum einen organisierten wir eine Waffelaktion vor dem Gemeinschaftszentrum und zum anderen nutzten wir das Sommerfest im Juli. Wir befragten die Bewohner:innen nach ihrem Wohlbefinden sowie Störfaktoren und Wünschen für den Stadtteil. Die Ergebnisse der Befragungen zeigen, dass insbesondere Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien sowie Spielplätze und Themen im Bereich Umwelt (hier insbesondere die Müll- und Parkplatzsituation und Verkehrssicherheit) als häufige Anliegen der Bewohner:innen genannt wurden.

Darüber hinaus wurden mithilfe der Bestandsanalyse alle relevanten Akteur:innen und Institutionen im Stadtteil mit ihren Kontaktdaten identifiziert. Eine der Kleingruppen, in der ich mich befand, führte gleichzeitig zu den Befragungen und der Bestandsanalyse, eine Bedarfsanalyse durch. Diese hat gezeigt, dass nur wenige spezifische kommunale Daten für den Stadtteil Waldhof-Ost vorliegen. Insbesondere aktuelle Gesundheitsdaten sind nicht vorhanden. An dieser Stelle besteht weiterer Handlungsbedarf. Im Rahmen des Projekts ist eine umfassende repräsentative Erhebung jedoch nicht möglich. Hier zeigte sich erneut, welcher Aufwand in der Umsetzung eines kommunalen (Gesundheits-)Projekts steckt und vereinzelt kamen Unsicherheiten und Bedenken in der Studierendengruppe wegen der Größe und Offenheit des Projekts im Verhältnis zu dem kurzen verfügbaren Zeitraum auf.

Ergebnisvorstellung und weiteres Vorgehen

Nach der Aufbereitung der Ergebnisse über die Semesterferien stellten wir diese den Vertreter:innen der Stadt Mannheim sowie der Gemeinwesenarbeit in Waldhof-Ost im Oktober vor. Mit der darauffolgenden Stadtteilversammlung im Jugendhaus Soul-Men-Club, welche im Rahmen der 68DEINS! Kinder- und Jugendbeteiligung veranstaltet wurde, konnten unsere Ergebnisse bestätigt werden. Insbesondere die Zielgruppe Kinder und Jugendliche scheint in Waldhof-Ost relevant zu sein, sowie alles rund um Spiel- und Bolzplätze. In den nächsten drei Monaten werden wir uns demnach diesem Thema widmen und erste Prozesse mithilfe verschiedener Akteur:innen und Tools anstoßen. Idealerweise können wir diese vernetzen, Gespräche initiieren und gegebenenfalls eine Stadtteilbegehung mit Kommunalpolitiker:innen durchführen.

Quintessenz

Das Transferprojekt hat gezeigt, wie zeitintensiv und langatmig die Planung, Initiierung und Umsetzung einer gesundheitsförderlichen Maßnahme in der kommunalen Praxis ist – obwohl wir darüber in der Theorie bereits Bescheid wussten. Insbesondere Verwaltungsstrukturen oder das Vor- bzw. Nichtvorhandensein von Netzwerken erschwert die Arbeitsprozesse. Als förderlich konnte insbesondere der regelmäßige Austausch sowie die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinwesenarbeit vor Ort identifiziert werden.

Essenziell ist, dass es in der kommunalen Praxis engagierte Personen gibt, die etwas verändern und vorantreiben möchten. Ich bin gespannt auf die nächsten Wochen und welche Prozesse, Anregungen und Veränderungen wir in einem Jahr anstoßen konnten. Wünschenswert wäre es, dass das Projekt von der nachfolgenden Master-Kohorte weitergeführt wird und gezielt Interventionen, wie beispielweise Spielplatzneugestaltungen bzw. -umgestaltungen, umgesetzt werden.

Hannah Schreiber, Team, Transfer Together, MRN
Hannah Lene Schreiber

Hannah unterstützt bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH Melanie und Nina dabei, die Vernetzung des Projekts und der Hochschule mit der Region zu verstärken.

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