ABSCHIED AUS EINEM HERZENSPROJEKT

 

Laura geht – andere Herausforderungen, Chancen und Aufgaben rufen. Aber wie wir Laura kennen, geht sie nicht ohne einen letzten Blogartikel. Sie schreibt über ihre Erfahrungen im Projekt, das Netzwerken in der Metropolregion Rhein-Neckar, über das, was sie vermissen wird und was sie besser machen will.

Das Projekt war für mich eine prägende und wichtige Erfahrung. Meine 4 Jahre im Projekt waren vor allem hiervon geprägt: Ziele sind klar, der Weg dorthin nicht. Einerseits könnte man das Transferglas als halb leer betrachten: Heere Ziele gepaart mit Planlosigkeit und Worthülsen, die nett klingen, aber nichts bedeuten. Ich betrachte das Transferglas aber grundsätzlich lieber als halb voll: Die Zielorientierung ist gesichert, die Zielerreichung ist flexibel gegenüber individuellen Bedarfen, Entwicklungen und der Verfügbarkeit von Ressourcen.

Die MINT-Infomail

Das beste Beispiel ist die Etablierung unseres regionalen MINT-Newsletters: Vorgesehen und festgelegt durch die Meilensteine des Teilprojektes „MINT Bildung“ war er nicht. Allerdings zeigte sich bereits im ersten Quartal des ersten Projektjahres 2018 ein großer Bedarf für niederschwelligen Informationsaustausch, regional zugeschnitten. Da ein Meilenstein jedoch die „Vernetzung und Optimierung von MINT-Bildungsangeboten in der Region“ festlegt, habe ich die breit und oft genutzte MINT-Infomail als diesen Meilenstein verstanden.

Optimierung bedeutet nämlich nicht unbedingt das „Herumpfuschen“ an Angebotskonzepten, sondern vielmehr die Förderung von Transparenz, Reichweite und letztendlich die vermehrte Nutzung solcher Angebote durch ihre jeweiligen Zielgruppen. Immerhin erreicht die MINT-Infomail mittlerweile 150 Abonnent: innen, die durch ihre Zugehörigkeit zu eigenen Netzwerken einen Schneeballeffekt bewirken. Mich würde wirklich interessieren, wie oft eine MINT-Infomail-Ausgabe nach Versendung weitergeleitet wird!

Transfer als Spielwiese

Ich traue mich fast nicht das Wort „Spielwiese“ niederzuschreiben, weil das abwertend gegenüber unseren Bemühungen und Errungenschaften im Projekt und Teilprojekt verstanden werden kann. Die Spielwiese verstehe ich aber nicht als planlose Spielerei, sondern als geschützten Rahmen, in dem Innovation ernsthaft erprobt werden kann. Auf dieser Spielwiese habe ich meine ersten Blog- und Podcastbeiträge produziert, bei meinem ersten Science-Slam auf der Bühne gestanden, Veranstaltungsformate, wie Barcamps, Ideenschmieden oder Webinare kennengelernt und Netzwerktreffen ausgerichtet.

Sehr viel Neuland, auf dem ich hätte scheitern könnte. Allerdings haben wir uns im Projekt immer in diesem geschützten Rahmen bewegt, sei es durch gegenseitige Unterstützung und Erfahrungsaustausch, gemeinsame Fortbildungen und Reflexionen oder einfach ein wertschätzendes Feedback. Mich persönlich hat das sehr motiviert, Neues auszuprobieren, kreativ und offen unterwegs zu sein und letztendlich Innovation zu leben. Nicht nur hierfür möchte ich meinem Team herzlich danken – ihr seid ein toller, bunter, kreativer Haufen, der mir sehr fehlen wird.

Ein weinendes Auge

Mit diesen wertvollen Erfahrungen und Erinnerungen im Kopf und Herzen fällt es mir nicht leicht, das Projekt vor Ende zu verlassen und meine neue Stelle als Leitung des VDE YoungNet anzutreten. Immerhin verlasse ich nicht nur ein rückenstärkendes Projekt-Team, sondern auch die Koordination eines sehr engagierten, umtriebigen und vielfältigen MINT-Netzwerks. Denke ich an die vielen Dienstreisen und Veranstaltungsbesuche vor der Coronapandemie, die persönlichen Treffen, den kreativen Austausch, die gemeinsame Weiterbildung durch Workshops oder Ideenschmieden, so sind es immer die MI(N)T-Streiter:innen gewesen, die durch ihre Ideen, Gedanken und Rückmeldungen nicht nur die außerschulische MINT-Bildung, sondern auch mich persönlich vorangebracht haben. Diese ausgezeichnete Community, die den Gemeinschafts- und Macher:innen-Spirit auch im digitalen Raum mit Leidenschaft aufrechterhalten hat, wird mir fehlen. Übrigens WIRKLICH ausgezeichnet durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Bildung (DGTB e.V.).

Gleichzeitig spuken mir die berühmten „unvollendete Aufgaben“ im Kopf herum und nähren das weinende Auge: Unser MINT-Leitfaden, die MINT-Infomail, der Abschluss der MINT-Qualitätsoffensive oder auch einfach die nicht produzierten Blog- und Podcast-Beiträge – verläuft sich das alles im Netzwerk-Sande?

Die 2006 gegründete MINT-Region Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) hat durch die zentralisierte und personell-versorgte Netzwerkkoordination und -systematisierung seit 2018 einen Schub erhalten. Der Austausch, die Transparenz nach Innen und Außen, die Entwicklung neuer und Optimierung bestehender Lernangebote, die Ausrichtung von Netzwerktreffen zur gemeinsamen Weiterentwicklung fördern die außerschulische MINT-Bildung und unterstützen das starke Engagement der MI(N)T-Streiter:innen. All dies benötigt zur Verstetigung Personal und andere Ressourcen. Was passiert, wenn ich weg bin?

Ein lachendes Auge

Aufatmen ist angesagt: Die Nachfolge der Netzwerkkoordination ist gesichert, Maßnahmen zur Verstetigung unserer Netzwerk-Errungenschaften eingeleitet. Ich freue mich sehr, dass Jan Ebel und Alexandra Abramova gemeinsam beispielsweise die Umsetzung der MINT-Leitfadens übernehmen werden. Über die beiden könnt ihr euch auch bald auf unserer Teilprojekt-Website informieren und Kontakt aufnehmen. Zugleich werden die Netzwerkkoordination der MINT-Region MRN oder die Redaktion der MINT-Infomail von meiner Kollegin Kerstin Kapp und meinem Kollegen Jochen Kurrat bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH im Rahmen des BMBF-Projektes MINTcon verstetigt. Das Ganze wird beim kommenden regionalen Online-Netzwerktreffen am 22. Februar offiziell eingeleitet. Den „Wie geht es weiter?“-Ängsten kann ich also den Rücken kehren.

Mit Vorfreude erfüllt mich auch, dass ich die professionelle Netzwerkarbeit weitertragen kann. Als Leiterin des VDE YoungNet werde ich weiterhin als Netzwerkerin und Koordination unterwegs sein, verstärkt in minT. Da liegt es nahe, dass ich mich auch in meiner neuen Position die Organisation und Ausrichtung des 2. MINT-Forum Rhein-Neckar: Schule 4.0 am 01. Juni 2022 weiterhin einbringen werde. Verinnerlichtes wie die Design-Thinking-Methode oder der Innovations-Spirit, die vielfältigen „Spielwiese“-Erfahrungen, die Kontakte und Bekanntschaften gehen nicht verloren. Und wer weiß, was sich alles noch entwickelt? Bisher habe ich mit meinem Optimismus und einer offenen Haltung immer wesentlich mehr gewonnen als verloren. Ich freue mich jedenfalls auf die neuen Herausforderungen und blicke stolz auf die bisherigen gemeinsamen Errungenschaften.

Ich danke euch für die gewinnbringende Zeit und Zusammenarbeit in diesem Herzensprojekt!

Laura Arndt
Laura Arndt

Laura arbeitet für das Teilprojekt MINT-Bildung auch mal in einem Eisfach-Labor, wo zwar wärmeempfindliche Chemikalien geschont werden – die Laborantin aber nicht.

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Comments (6)

Dr. Ditmar Flothmann

Liebe Frau Arndt,
herzlichen Dank für Ihre wertvolle Netzwerkarbeit und Ihre Ausdauer auch in Zeiten der pandemiebedingten Digitalen Herausforderungen. Alles Gute für die Zukunft und einen guten Start im VDE. Als VDI-Mitglied freue ich mich über die Bereicherung des VDE durch eine Powerfrau.
Ihre Newsletter habe ich, als ehrenamtlicher Oldtimer, gefiltert und das Zutreffende regelmäßig an MINT-nahe Lehrkräfte weitergeleitet. Das hat mir geholfen, die Kontakte in Schulen wenigstens virtuell zu pflegen.
Meine aktuelle Aktivität ist inzwischen altersentsprechend auf die Zielgruppe der Senior*innen ausgerichtet. Und auf Nachhaltigkeit. Wir sind an der Gründung eines Reparaturkaffees, was vielfältige MINT-Kenntnisse der Mitwirkenden erfordert, z.B. : Internetsuche von Bauplänen und Reparaturanleitungen, Online-Bestellung von Ersatzteilen, oder deren Programmierung und Fertigung im 3D-Drucker. Eine vergessene Zielgruppe? Wir schaffen das!
Bleiben Sie gesund!
Herzliche Grüße
Ditmar Flothmann

Lieber Herr Flothmann,
ich danke ganz herzlich für das große Lob und die guten Wünsche für die neue Stelle, die ich morgen antreten werde. Ich bin überzeugt, dass die Netzwerkkoordination auch ohne mich weiter gewinnbringend laufen wird. Gerade die MINT-Infomail wollen wir weiter anbieten, woran wir gerade hinter den Kulissen arbeiten.
Ich freue mich allerdings, der MINT-Nachwuchsförderung erhalten zu bleiben und nun an anderer Stelle mi(n)T-wirke.
Mir persönlich hat es in Heidelberg bisher auch an einem Reparaturcafé gefehlt – ich bin überzeugt vom Konzept, zumal mein Vater in einem in meiner Heimat ehrenamtlich tätig ist. Dort ist das Reparaturcafé in einer Gesamtschule angesiedelt, was zusätzlich der Nachwuchsförderung dienlich ist. Ein spannendes Vorhaben für die Region!
Herzliche Grüße aus Heidelberg,
Laura Arndt

Liebe Frau Arndt,

ich möchte Ihnen auf diesem Wege alles Gute für Ihre kommende berufliche Aufgabe wünschen; und rückblickend danken für das große und so erfolgreiche Engagement für die Bildung. Dies in einem Bereich, der einseits in aller Munde ist: MINT, der andererseits aber vielfach noch mehr Aufmerksamkeit und gezieltes Engagement braucht. Der Gesellschaft, der ich vorstehe, der Deutschen Gesellschaft für Technische Bildung DGTB, ist dabei eine Technische Bildung für alle! das große Anliegen. Mit Freude haben wir als Fachgesellschaft ‘Ihre’ Initiative ausgezeichnet. Nun warten sicherlich interessante Herausforderungen bei Ihrer neuen Tätigkeit auf Sie. Ich persönlich kann mir vorstellen, dass Sie sehr erfolgreich sein werden. Und ich würde mich freuen, wenn sich die Wege weiterhin kreuzen sollten. Dass Sie das Graphem T oben in Ihrer Botschaft prominent fett gedruckt haben, weckt das Interesse der DGTB an Ihrem Engagement in jedem Falle.

Alles Gute für Sie
Dr. Christian Wiesmüller
Erster Vorsitzender der DGTB
Professor für Technische Bildung und ihre Didaktik an der PH Karlsruhe

Lieber Herr Dr. Wiesmüller,
ich danke Ihnen für das Lob und die Würdigung unseres MINT-Netzwerkes in der Metropolregion Rhein-Neckar durch die DGTB. Die Zusammenarbeit mit Ihnen war immer gewinnbringend und hat mich gerade auch für die technische Bildung persönlich voran gebracht. Daher freue ich mich sehr, dass ich mich diesem Fokus nun voll und ganz widmen kann. Darum bin ich überzeugt, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen und die weitere Förderung des technischen Nachwuchses vorantreiben werden.
Bis dahin wünsche ich Ihnen ebenfalls alles Gute!
Herzliche Grüße,
Laura Arndt

Liebe Frau Arndt,
mir fällt fast das Herz in die Hose, denn auch mir spukt eine “unvollendete Aufgabe” im Kopf herum. Jetzt fällt es mir wieder siedend heiß ein und nun ist es zu spät für unseren “Briefwechsel”.
Aber egal, man sieht sich immer zweimal im Leben und ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und viel Erfolg im neuen Job. Das VDE Young Net kann sich glücklich schätzen, Sie zu bekommen. Sie haben eine MINT-Koordination aufgebaut, wie ich es mir immer gewünscht habe. Ihr MINT-Newsletter war immer einfach, niedrigschwellig, ohne Schnick-Schnack. Ich habe ihn geliebt.
Ich bin sicher, Sie bringen einen guten Schwung, Energie und Ideen in Ihre neue Rolle mit ein und machen diese auch erfolgreich. Ich freue mich, weiter von Ihnen zu hören.
Herzliche Grüße und alles Gute,
Ihre Edith Wolf
Vorständin Vector Stiftung & Sprecherin Nationales MINT Forum

Liebe Frau Wolf,
herzlichen Dank für das schöne Feedback und das große Lob! Das Netzwerk wird weiter bestehen und nur von anderer Stelle koordiniert, was sehr erfreulich ist. Ihr fruchtbares Engagement können Sie glücklicherweise weiter einbringen und neue Ideen entwickeln.
Zudem freue ich mich sehr, dass ich an anderer Stelle dem Netzwerk erhalten bleibe. minT-Nachwuchsförderung wird mein neuer Fokus sein – und das bundesweit. Daher bin ich mir sicher, dass wir in anderer Form weiter zusammenarbeiten werden und weiterhin die MINT-Bildung voran bringen. Das unterstreicht die Situation des weinenden und lachenden Auges wirklich perfekt!
Ich freue mich auf die Zukunft und bin Stolz auf das bisher Erreichte.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und viel Erfolg!
Herzliche Grüße,
Laura Arndt

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