LEGO® SERIOUS PLAY®

 

Folie des Workshops LSP
Foto von mindo.work
Mit Bauklötzen spielen – und dabei etwas lernen? Das Team von TRANSFER TOGETHER hat ein neues Workshop-Format ausprobiert: Lego® Serious Play®. Melanie und Max berichten über ihre Erfahrungen und überlegen, ob sich das Format in Hochschulen und Unternehmen etablieren kann.

Max: Das Team von TRANSER TOGETHER hat im März diesen Jahres einen ganz besonderen Workshop gemacht: Lego® Serious Play®. Wir beide haben auch mitgemacht. Melanie, möchtest du uns erklären, was es damit auf sich hat?

Melanie: Ja, gerne. Lego® Serious Play ist eine Kreativitätsmethode. Die meisten von uns haben in ihrer Kindheit schon mit Bausteinen gespielt. An diese Erfahrung knüpft die Methode an und überträgt das Spiel in den Business-Kontext. Die Bausteine bilden dabei verschiedene Prozesse und Strukturen ab und helfen dabei, sie gemeinsam in der Gruppe zu erleben.

Max: In welchen Bereichen lässt sich die Methode einsetzen?

Melanie: Das ist ganz vielfältig. Naheliegend sind natürlich das Teambuilding und der Vertrauensaufbau unter Kolleg:innen. Aber die Klötzchen helfen auch bei der Produktwicklung, in Strategieprozessen, im Change Management oder zur Verbildlichung einer Vision. Dahinter steckt dann auch mehr als das Spielen mit bunten Steinchen: Es ist eher eine Modellierung der Gedanken. Die Steinchen helfen dir in der Bauphase nur dabei, auszudrücken, was du im Kopf hast. In der Reflexionsphase steigen wir dann tiefer in die Interpretation ein.

Der Ablauf

Max: Bauphase, Reflexionsphase, … das klingt, als gäbe es da schon ein fixes Programm. Kannst du einmal erklären, wie wir uns das konkret vorstellen müssen?

Melanie: Es gibt eine:n Facilitator:in, der:die en Workshop anleitet und Aufgabenstellungen vorgibt. In unserem Fall war das Isabell Schäfer von mindo.work. Das Team erhält zu Beginn des Workshops die Steinchen und baut das, was die Workshopleitung vorgibt. Wir hatten zu Beginn etwa die Aufgabe, zuerst einmal ganz frei zu bauen und anschließend unsere Ergebnisse in der Runde zu präsentieren. Unser Workshop war online. Zur Präsentation haben wir dann ganz einfach unsere Modelle in die Kamera gehalten oder abfotografiert.

Max: Und diese Phasen?

Melanie: Genau, jeder Lego®-Serious-Play®-Workshop besteht aus vier Phasen, die sich immer wiederholen: 1) Aufgabenstellung, 2) Bauen, 3) Präsentieren und 4) Reflexion. Dadurch, dass sich diese Phasen wiederholen, bekommt man als Teilnehmer:in Struktur – und lernt obendrein, sich darin freier zu bewegen. Ich war anfangs skeptisch, wie die anderen auf meine Modelle reagieren würden. Aber alle sind so schnell wieder im Klötzchenbauen drin, dass man diese Scheu sehr schnell ablegt. Wir arbeiten ja alle irgendwie im akademischen Kontext. Das ist gerne mal sehr verkopft, immer wollen wir alles analysieren und erklären. Lego® Serious Play® ist so nicht. Hier geht es ums Spüren. Man hat die Steine in der Hand und baut einfach drauf los, ohne nachzudenken. Das ist eine schöne Erfahrung!

Ein Ergebnis aus dem Lego®-Serious-Play®-Workshop.

Max: Ja, das stimmt. Wir hatten anfangs eine Übung, in der wir alle mit denselben fünf Steinchen eine Ente bauen sollten. Die Ergebnisse des Teams waren aber total unterschiedlich, obwohl wir alle dieselben Steinchen zur Verfügung hatten. Das zeigt auch, dass Menschen mit denselben Herausforderungen und Mitteln völlig andere Lösungswege finden – wenn man sie lässt.

Melanie: Das hatte mich auch total überrascht! Keine zwei Enten sahen gleich aus. Meine Ente steht immer noch auf meinem Schreibtisch.

Max: Das hilft auch dabei, sich im Team auf einer ganz anderen Ebene kennenzulernen. Allein schon beim Auspacken des Tütchens: Wie früher im Kinderzimmer gibt es da die einen, die alles farblich sortieren müssen. Die anderen sortieren nach Größe und Funktion. Wieder andere sortieren gar nicht, sondern bauen gleich drauf los. Unsere Facilitatorin hat auch immer wieder die Frage in den Raum gestellt, was die Ergebnisse eigentlich über uns aussagen können.

Melanie: Das wäre sicher auch eine schöne Methode zum Kennenlernen bei Projektbeginn gewesen. Dann erfährt man beispielsweise gleich, wer eher analytisch an Probleme rangeht – und die Steinchen vorab sortiert.

Was sind die Hürden bei Lego® Serious Play®?

Max: Was denkst du, muss geschehen, damit sich Lego® Serious Play® in Unternehmen, Hochschulen und anderen Arbeitskontexten etabliert?

Melanie: Naja, es gibt natürlich erst einmal die Hürde, die Steinchen für ein ganzes Team anzuschaffen. Außerdem braucht es jemanden, der:die für diese Form von Workshops ausgebildet ist. Das ist anders als bei anderen Workshop-Methoden, die man vielleicht noch selbst bestreiten kann mit etwas Übung. Eine gute Moderation muss dafür sorgen, dass der Workshop nicht zu verspielt wird, dass die Phasen eingehalten werden und dass ein Vertrauensverhältnis entsteht.

Max: Ich denke, die Facilitation muss hier einen Spagat machen zwischen viel Freiraum auf der einen Seite – und guter Anleitung auf der anderen. Insbesondere bei der Reflexion ist das entscheidend. Isabell hat das für uns wirklich super angeleitet – ohne sie hätte wir das nicht hinbekommen! Sie hat sich immer besonders bemüht, keine Interpretation unserer Ergebnisse vorzugeben. Wenn ich versucht habe, eine Landschaft mit Baum zu bauen, war ihre Frage: „Warum hast du grüne Klötzchen auf die braunen gesetzt?“

Das Ende der Verkopfung

Melanie: Durch diese Freiräume fiel es auch einfacher, das Eigenbild und das Fremdbild zu reflektieren. In einer Aufgabe sollten wir die Stärken der anderen in einem Modell ausdrücken. Eine Kollegin hatte mir dann prompt einen magischen Kessel und einen Schwan gebaut und gesagt, die Melanie finde immer für alles eine Lösung und habe immer den Überblick. Über das positive Feedback habe ich mich natürlich gefreut, aber besonders spannend fand ich dabei die Art und Weise, wie das ausgedrückt wurde. Diesen bunten Steinchen kann eine so tiefe, universale Bedeutung gegeben werden. Ein grüner Stein kann ein Busch sein oder ein Frosch oder ein grünes Handy. Es gibt keine vorgeschriebene Funktion. Es gibt also auch keine vorgeschriebene Antwort, keinen Masterplan. Jedes Modell ist eine Antwort und hat einen eigenen Wert.

Ein Beispiel aus dem Workshop: Der naturverbundene Kollege, der hoch hinaus will und gerne „outside the box“ denkt.

Max: Das zeigt auch nochmal den Wert für Kreativprozesse. Du hattest ja bereits den akademischen Kontext angesprochen. Ich denke, diese Freiheit kann auch dabei helfen, z.B. einen Strategieprozess einzuleiten. Wenn ein Team zu verkopft in den Prozess startet, könnte Lego® Serious Play® helfen, ein paar Hirnknoten zu lösen. Siehst du noch weitere Anwendungsfelder?

Melanie: Ich denke, im Design Thinking ist es hilfreich, etwa im Prototyping. Aber auch wenn es etwa in einem Unternehmen darum geht eine Vision zu visualisieren. Außerdem glaube ich, dass die Methode für jedes Alter etwas ist. Im Bildungsbereich könnte man das durchaus auch mit Kindern oder Senior:innen anwenden – auch wenn man die Reflexion dann vielleicht anders aufziehen oder größere Bauklötze verwenden müsste.

Vor dem Workshop gab es bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH eine hausintere Lego® Challenge.

Max: Hat das einen nachhaltigen Effekt?

Melanie: Ich glaube ja. Also mir hat der Workshop wirklich viel Spaß gemacht. Ich habe einige Leute im Team nochmal ganz anders kennengelernt. Vielleicht ist es das innere Kind oder der Nostalgie-Effekt, aber wenn ich mir heute die Ente auf meinem Schreibtisch anschaue, muss ich schmunzeln.

Max: Vielen Dank, Melanie!

Melanie Seidenglanz, Team, Transfer Together, MRN
Melanie Seidenglanz

Melanie arbeitet als Transfermanagerin bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und treibt die Vernetzung der Hochschule mit der Region voran.

Max Wetterauer, Team, Transferzentrum
Max Wetterauer

Open Science und Social Media sind die großen Baustellen, an denen Max im Bereich Offene Hochschule im Transferzentrum tüftelt.

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Comments (2)

Das klingt ja motivierend und vergnüglich und macht neugierig auf Hintergründe. Welche konkreten Probleme wurden beim Einsatz dieser Methoden denn bereits gelöst?

Danke für deinen Kommentar, Lissy 🙂 Unser Fokus war beim Workshop vor allem das Kennenlernen der Methode und Team-Building. Letzteres war uns vor allem in Hinblick auf die damals bevorstehende Abschlussveranstaltung wichtig. Ich hatte das Gefühl, dass das super geklappt hat.

Es gibt aber natürlich auch konkrete Probleme, die man mit der Methode angehen kann. Zwei spannende Beispiele werden in diesem NZZ-Artikel beschrieben: https://www.nzz.ch/wirtschaft/wenn-managerinnen-und-manager-lego-spielen-um-probleme-zu-loesen-ld.1694683. Da geht es einmal um die Entwicklung eines Vision-Statement. Das hatten wir ja auch im Interview beschrieben: LSP kann dabei helfen, hier die “Verkopfung” zu lösen. Ein anderes Beispiel aus dem Artikel kommt aus dem Bereich des Personalmanagements: Hier ging es darum, Geschäftseinheiten neu aufzustellen und entsprechend die Beschäftigten zuzuordnen. LSP half dabei, die verschiedenen Stärken & Schwächen zu visualisieren.

Kurzum: Ich denke, neben dem Spaßfaktor kann LSP dabei helfen, komplizierte Prozesse abzubilden und sie aus der Theorie in ein praktisches Umfeld zu gießen.

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