NACHHALTIG INS NEUE JAHR

Eigentlich weiß man es ja besser. Aber die Avocado ist halt so lecker und regional ist mit Kohl, Kartoffel und Karotte wenig attraktiv. Aber stimmt das? Wagt die Konfrontationstherapie mit Valentin aus der Outdoor Education! Er zeigt euch, wie ihr ohne viel Aufwand nachhaltig ins neue Jahr starten könnt, denn: Auch Faulheit kann gut für Umwelt und Klima sein.
Das neue Jahr beginnt meist mit guten Vorsätzen in Bezug auf Gesundheit oder seit Klima- und Umweltschutz wieder in den Fokus der Medien gerückt ist, auch auf diese Themen. Neujahrsvorsätze haben leider den Nachteil, dass diese leider besonders wenig nachhaltig sind. Meist scheitert der Vorsatz mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren am nebligen Januarwetter und der Vorsatz weniger Fleisch zu essen am traditionell geselligen Schnitzelmontag mit Arbeitskolleginnen und Kollegen.
Nachhaltigkeit startet Zuhause
Dass Vorsätze meist nicht lange halten, weiß eigentlich so gut wie jeder, denn in einem System, das auf Wachstum ausgelegt ist, werden Menschen die weniger wollen, nicht unterstützt oder wiederum zum Konsum verleitet. Sei es Superfood, Proteinpulver, eingeflogenes Essen oder die Anmeldung im Fitnessstudio. Man kann somit die Verantwortung ganz prima auf das System und die eigene Bequemlichkeit schieben ohne sich dabei einer Schuld bewusst zu sein. Doch leider ist unser Lebensstil der Grund für Artensterben, den Rückgang der Biodiversität von Tieren und Pflanzen und menschengemachten Klimawandel. Deshalb sollten wir aufhören uns in die Tasche zu lügen.
Deshalb möchte ich eine kleine Konfrontationstherapie bei euch anstoßen.
Statt guter Vorsätze machen wir jetzt mal Nägel mit Köpfen den etwas Gutes zu tun und nachhaltig Handeln ist gar nicht so schwer: Jetzt steht einmal auf und schaut euch in eurer Küche um. Fangen wir mal mit dem Kühlschrank an: Welches Fleisch und vor allem wie viel Fleisch liegt darin? Wo kommen nochmal Avocados her, haben die vielleicht mehr Flugkilometer zurückgelegt wie der letzte Urlaub? Schauen genau in den Obstkorb. Wie hat die Mango nochmal den Weg aus Südamerika bis in eure Küche gefunden? Mit dem Fahrrad bestimmt nicht! Und die Bananen und die Papaya, gut die sind Fairtrade also schon mal nicht schlecht für den Erzeugenden, aber bringt Fairtrade eigentlich was fürs Klima? Warum wachsen eigentlich die Küchenkräuter aus dem Supermarkt so prima in eurem Topf? Liegt das vielleicht an der Torferde aus Sibirien, die dort so wunderbar die Feuchtigkeit im Boden sowie CO2 aus der Luft gespeichert hat?
Ihr seht, Nachhaltigkeit und gute Vorsätze fangen keine Gehminute vom Schreibtisch oder der Couch in den eigenen vier Wänden an. Werft doch mal einen Blick aus dem Fenster in den Garten oder eure Straße. Schaut genau hin, was dort wächst und wie viele Insekten auf den Blüten sitzen. In den Gärten finden sich meistens Steine, Kies, oder Gitter, welche mit Steinen gefüllt sind. Diese Form der Flächennutzung wird auch Steingarten genannt, was ja ein Widerspruch in sich ist ober habt ihr außer Tropfsteinen schonmal Steine wachsen sehen? Außer für Loriots Steinlaus ist dort für kein Tier Nahrung zu finden. Da könnt ihr noch so viele Wildbienenhotels aus dem Supermarkt an die Hauswand hängen, denn ohne ein gutes Buffet für Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Wanzen und Co. wird da keiner einziehen, um seinen Nachwuchs im Hotel zu parken.
Für solche “Flächen” werden häufig praktische Gründe genannt, denn es soll ja keine Arbeit machen mit dem Garten. Dabei kann auch ein Nachhaltiger Garten oder eine Grünfläche durchaus mit weniger Arbeit verbunden sein, wie das so häufig praktizierte Einpflanzen von überzüchteten Geranien.
Auf der Facebook-Seite “Gärten des Grauens” seht ihr, welche Formen diese Beton-Gärten annehmen können. Die angeblich “erste Gartensatire der Welt” postet Einsendungen von grauen Stein-Vorgärten überall in der Republik.
Ein grüner Garten muss keine Arbeit machen
Macht es mit den Neuen Vorsätzen wie mit der Coronapandemie. Das Beste, was wir dort tun können, ist nämlich nichts! Wenn ihr eine Grünfläche besitzt oder betreut, dann lasst einfach mal alles wachsen. Zweimal im Jahr mit der Sense drüber gehen, ist vollkommen ausreichend. So spart ihr euch den Kauf von Steinen, das Schleppen von Kiessäcken, das Betonieren und den traurigen Anblick eines grauen wüsten Vorgartens.
Falls ihr auch für den Winter den Insekten Schutz bieten wollt, lasst die vertrockneten Blütenpflanzen stehen, denn auch diese dienen als Rückzugsmöglichkeiten für Insekten zum Überwintern. Falls ihr Saatmischungen ausbringt, achtet darauf, dass diese heimischen Pflanzenarten enthalten und kauft nicht willkürlich Saatgutmischungen im Internet. Zudem solltet ihr den Garten nicht überdüngen. Die meisten Blütenpflanzen die in Deutschland wachsen, mögen es Nährstoffarm.
Regional kann auch lecker
Kommen wir nochmal auf die so beliebte Avocado aus Peru zurück. Genau, aus Peru! Das ist zwar ein schönes Land, aber auch 10.000 km von Deutschland entfernt. Überlegt euch doch beim nächsten veganen Avocadotoast, ob dieser auf den ersten Blick so nachhaltige Leckerbissen nicht eher zu Gewissensbissen führt. Dies zu vermeiden, ist einfacher als man denkt.
Kauft stattdessen regional und saisonal. Damit spart man nicht nur CO2 beim Transport, sondern unterstützt auch die regionale Landwirtschaft. Das heißt nicht, dass ihr den ganzen Winter über Kohl Essen müsst, aber häufig mangelt es auch einfach an der Kreativität und Kompetenz in der Küche aus regionalem Obst und Gemüse leckere Speisen zuzubereiten. Die deutsche Küche ist nämlich mehr als Schnitzel mit Pommes. Aus Weißkohl kann man Salate machen, Suppen und Aufläufe, Kraut, Puffer oder Sauerkraut. Dank des Internets hat man den Zugang zu einer unendlichen Fülle von tollen Rezepten aus regionalen Produkten.
Da der nächste Lockdown schon ansteht, könnte man das neue Jahr doch mit dem Ausprobieren von neuen Gerichten beginnen. Denn Essen müssen wir ja in jedem Fall. Falls ihr Anregungen oder Tipps für Gerichte oder regionaler Erzeuger benötigen könnt ihr einmal bei Regio Food-Hunter nachschauen.
Wer gerne zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will, kauft das Gemüse mit dem Rad, das ist gut für die Figur UND das Klima.

Valentin Kleinpeter
Tausche Büro gegen Ökogarten: In seinem Projekt Outdoor Education entwickelt Valentin Lehr- und Lernkonzepte für Bürger*innen. Er will damit nachhaltiges Handeln und gesunde Ernährung vermitteln und sich darüber austauschen. Zu Valentins Projektseite.