PARKLETS IN HEIDELBERG

 

Heidelberg Marktplatz, unsplash.com, Ruben Hanssen
Tausche Parkplatz gegen Parklet: Valentin Kleinpeter (Outdoor Education) hat eine neue Kooperation mit dem Projekt “Parklets Heidelberg” angestoßen. Gemeinsam mit Projektinitiatorin Freya Magnet wollen sie im Rahmen des Heidelberger “Pilotprojekt Parklets” einen öffentlichen Raum umnutzen, um sich mit Bürger:innen über Biodiversität auszutauschen.

Was hat Stadtplanung, Individualverkehr, städtische Flächennutzung mit Biodiversität zu tun? Über ganz Deutschland machen laut dem Statischen Bundesamt Flächen für Wohnraum und Verkehr (Stand 2019) lediglich 14.5 % aus. Der Rest wird von landwirtschaftlichen Flächen oder Wald genutzt. Alles in Ordnung könnte man erstmal denken. Betrachtet man diese Zahlen jedoch im Detail, so fällt auf, dass seit 30 Jahren die Siedlungsgebiete immer größer werden und durch eine Zersiedelung von Flächen wichtige Ökosysteme unterbrochen oder gestört werden. So stellen Siedlungen für viele Arten unüberwindbare Barrieren dar, was insbesondere bei kleinen Populationen zum Zusammenbruch führen kann.

Ob Städte nun eher einen Beitrag zur Biodiversität leisten, ist nicht eindeutig zu sagen. So benennt Dr. Sonja Knapp vom Helmholzzentrum für Umweltforschung, dass Städte durchaus wichtige Biotope sein können und im Vergleich zu mancher Agrarfläche eine deutlich höhere Biodiversität aufweisen. So bieten Kleingartenanlagen und manche Parks mehr Brutmöglichkeiten für Vögel als eine häufig gemähte Wiese. Bahngelände bieten viele Lebensräume für Pflanzen und damit für Insekten und so wiederum für Vögel. In manchen Städten werden zudem nährstoffmagere Blühstreifen angelegt, um bedrohte Pflanzenarten zu erhalten, ohne den Verkehr umgestalten zu müssen. Das Tempelhofer Feld in Berlin beheimatet mittlerweile über 100 Brutpaare der Feldlerche, welche am Boden brütet und somit auf landwirtschaftlichen Flächen kaum noch geeignete Plätze findet. Wir dürfen uns jedoch nicht davon täuschen lassen, dass der urbane Raum aus vielen versiegelten Flächen besteht und der Trend bei der Gestaltung von Vorgärten zunehmend eine Ödnis aus Rindenmulch und Kies ist. Bäume in Innenstädten sind rar und gerade im Sommer wird die Erwärmung von städtischen Flächen zunehmend auch ein Problem für die Bevölkerung darstellen, obwohl gerade trockene, nährstoffarme Standorte für heimische Wildpflanzen wie Königskerzen, Wegwarten, Malven und Kleesorten optimale Standtorte sind. Denn wo diese Pflanzen auftreten sind meist Insekten nicht weit, welche wiederum als Nahrung für Vögel dienen.

In Städten gibt es aber neben dem Kampf um bezahlbaren Wohnraum für Menschen und dem Kampf um Lebensräume für Tiere und Pflanzen auch einen Kampf um Flächen und Räume im ganz expliziten Sinne. Wird im städtischen Gebiet eine Fläche erschlossen, so wird diese meist unter ökonomischen Aspekten verwertet und gestaltet. Sozialer Wohnungsbau konkurriert hier mit Biotopen sowie ökonomisch orientierten Aufenthaltsräumen. Ein Parkhaus, ein Bürogebäude, ein Hans im Glück oder ein Einkaufszentrum, sie alle tragen zum Marktwert der Kommune oder Stadt bei, Aufenthaltsqualität ist damit nicht unbedingt gewährleistet. Eine brachliegende Fläche generiert keine Steuern ebenso wenig wie ein Skateplatz oder eine ungenutzte Grünfläche.

Das Projekt „Parklets Heidelberg“

Das Verkehrsmanagement Heidelberg hat ein Pilotprojekt initiiert, in welchem Bürger:innen zwischen April und Oktober 2022 Parkflächen in der Stadt umgestalten können mit sogenannten Parklets.

Diese Parklets sind kleine Aufenthaltsinseln im städtischen Raum, die den Bürger:innen der Stadt ein nichtkommerzielles Angebot machen wollen. Ob Sitzgelegenheit, Spielfläche, grüne Oase, Fahrradstellplatz oder -werkstatt, Nachbarschaftstreff – die Möglichkeiten der Angebote sind so vielfältig, wie die Orte an denen Parklets mittlerweile weltweit zu finden sind.

Konzepte der Parklets von Freya Magnet

 

Mit dem Projekt „Parklets Heidelberg“ begleiten und dokumentieren wir im Rahmen von TRANSFER TOGETHER zusammen mit dem Fachbereich Biologie der PH Heidelberg das Pilotprojekt des Verkehrsmanagements der Stadt Heidelberg. Wir wollen die städtische Flächennutzung und Verteilung mit positive Alternativen ergänzen, gemeinsam mit verschiedenen Akteuren wie „Über den Tellerrand“ oder Greenpeace, welche eigene Parklets planen. Wir werden auf Biotopverlust aufmerksam machen und eine sachliche Diskussion um Flächenverteilung anstoßen. Mit unserem Parklet wird sowohl ein lebenswerter Begegnungs- und Aufenthaltsraum in der Stadt mit Begrünung geschaffen, als auch eine Informationsplattform für die Biodiversität.

Haben wir euer Interesse geweckt?

Mitarbeitende und Studierende der PH sind gerne aufgerufen, an dem Projekt mit einem eigenen Parklet zu partizipieren oder unseres für Veranstaltungen zu nutzen. Wir helfen euch gerne.

Die Projektseite: https://parklets-heidelberg.de/

Infos der Stadt Heidelberg: https://www.heidelberg.de/hd/HD/service/22_09_2021+den+parkplatz+zum+kreativen+erholungsort+umwandeln.html

Valentin Kleinpeter, Team, Transfer Together
Valentin Kleinpeter

Im Projekt Outdoor Education entwickelt Valentin Lehr- und Lernkonzepte für Bürger:innen, um nachhaltiges Handeln und gesunde Ernährung zu voranzubringen.

 

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Comments (2)

Ich finde das großartig. Allerdings wird das den Autofahrenden nicht gefallen. Wie wird damit umgegangen?

Die Anzahl an Parklets in Heidelberg wird überschaubar sein, sodass der Verlust an Parkflächen sehr gering sein wird. Laut dem Verkehrsministerium besteht zudem die Vorgabe, 40% der städtischen Parkplätze auszulagern bzw. umzugestalten. mfG Valentin

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