“PROFESSOR, WIRF DEN AFFEN RÜBER!”

 

Das Team von TRANSFER TOGETHER hat kürzlich einen Mantikor überlistet, sich mit Affen verbündet und sich durch den Dschungel der Baubehörde gewuselt – zumindest auf dem Papier, bei einem Pen-&-Paper-Workshop. Melanie spricht mit Irmi und Jasmin von twelve or higher über das Format und die Abenteuer des Teams.

Melanie: Schön, dass ihr beiden da seid! Was macht ihr eigentlich mit twelve or higher?

Irmi: Wir sind Irmi und Jasmin und wir sind zusammen twelve or higher. Die Gründung war eine natürliche Folge aus unserer ganz, ganz großen, langjährigen Leidenschaft für Pen-&-Paper-Rollenspiele. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man da richtig gut als Team zusammenwächst. Und wir haben gemerkt, dass es ganz viele Parallelen zu Arbeitsteams gibt, vor allem in Bezug auf Teamdynamiken. So entstand der Gedanke, dass das auch etwas für Firmen wäre – etwa fürs Team Building oder Team Coaching. Das hilft den Teams, besser zusammenzuarbeiten. Und sie machen die Erfahrung, Pen & Paper zu spielen.

Was ist Pen-&-Paper-Rollenspiel?

Melanie: Jetzt müsst ihr uns das erstmal erklären: Was sind denn  Pen & Paper-Rollenspiele?

Jasmin: Pen-&-Paper-Rollenspiele sind erst mal eine Art von Spiel, so wie Monopoly eine Art von Brettspiel ist. Für uns aus der Arbeitsbrille betrachtet, ist es eine Art von Spiel, bei der man Team-Dynamiken wahnsinnig gut beobachten, analysieren und reflektieren kann. Privat betrachtet sind Pen-&-Paper-Rollenspiele kooperativ erzählte Spiele, wo man sich mit seinen Freund:innen zusammen an einen Tisch setzt und gemeinsam ein Abenteuer erlebt.

Mehr als Stift, Papier und Würfel braucht es für Pen & Paper nicht.

Melanie: Gibt es einen speziellen Ablauf für euer Format?

Jasmin: Wir haben ein dreistufiges Modell. Im ersten Schritt wollen wir das Team kennenlernen. Wer sind die Leute? Was sind ihre Ziele? Wohin wollen sie sich entwickeln? Mit Infos konzipieren wir jedes Mal ein neues Spiel – wir schreiben auch jedes Mal eine neue Geschichte, denn jedes Team ist anders auch braucht ein individuelles Abenteuer. Dann spielen wir in der Regel vier Stunden mit den Leuten ein Abenteuer. Das macht erstmal wahnsinnig viel Spaß. Das fühlt sich auch nicht an, als würde man jetzt an irgendwelchen Themen hart arbeiten. Im Spiel ist Andreas, der ITler, vielleicht Elathiel, der Waldläufer, und muss den bösen Magier aus seinem Turm vertreiben. Am besten am nächsten Tag kommt die Retrospektive. Da schauen wir drauf, was wir beim Spiel beobachtet haben und was uns und dem Team aufgefallen ist. Daraus ziehen wir dann Learnings für den Berufsalltag. Jedes Team ist dabei auch anders und hat andere Herausforderungen. Das ist alles sehr individuell.

Melanie: Wie ging es euch mit dem Team von TRANSFER TOGETHER?

Irmi: Wir hatten eine Menge Spaß mit euch! Das Besondere an euch war, dass es ja eine Art Abschluss des Projekts war. Da ging es weniger um Team-Dynamiken, sondern vielmehr um ein außergewöhnliches Erlebnis. Wir konnten daher etwas mehr auf den Putz zu hauen: Wir konnten das bisher spannendste und lustigste Abenteuer schreiben, dass das uns eingefallen ist. Wir haben den Bürokratiedschungel als Vorlage genommen, weil ihr im Vorgespräch davon berichtet hattet und das gab eine Menge Schmunzel-Momente. Wir mussten weniger beobachten, sondern konnten uns einfach auf ein cooles Event konzentrieren.

Melanie: Wir wollten auch eher etwas fürs Gefühl und den Zusammenhalt im Team. Wir wussten, das Projekt läuft aus und wollten noch einmal einen guten Moment, für gute Erinnerungen erzeugen. Mit der Metapher Bürokratiedschungel habt ihr ja eine echte Challenge angesprochen. Könnt ihr ein paar Beispiele nennen, was das Team meistern musste?

Irmi: Euer Team hatte den Auftrag, ein Formular bei der Baubehörde auszufüllen – Formular A38. Das wurde aber ein echtes Abenteuer! Ihr habt zuerst ein Blanko-Formular suchen müssen mit einem speziellen Code. Wir haben euch dafür ein klassisches Rätsel präsentiert – ein häufiges Spielelement im Pen & Paper. Dann ging’s in den Keller, um die genormten Stifte aufzutreiben. Im Keller erwarteten euch Affen, eine kaputte Hängebrücke, gefährliche Fallen, eine Maschine … Im Finale musstet ihr euch mit einer breiten Auswahl an Werkzeugen in die Höhle des Mantikor schleichen, um auch von ihm Tinte zu ergattern.

Die Baubehörde liegt tief im Bürokratiedschungel. Bild von @clavamart_ (Instagram)
„Ihr müsst nicht kreativ sein!“

Melanie: Diese verschiedene Challenges sprechen ja auch ganz unterschiedliche Spiel-Typen an. Ich war total überrascht, dass unser Kollege eines der Rätsel in wenigen Sekunden gelöst hatte. Aber im Laufe des Spiels konnten alle Spieler:innen mit ihren Stärken glänzen. Welche Reaktionen bekommt ihr denn von den Teams? Müsst ihr zunächst Überzeugungsarbeit leisten?

Jasmin: Ja, wir treffen tatsächlich auf Vorbehalte. Das liegt aber auch daran, dass Pen & Paper immer noch nicht sehr bekannt sind. Viele wissen also gar nicht, was sie erwartet. Andere denken wiederum, sie seien nicht kreativ genug. Oder sie denken, sie müssen jetzt schauspielern. Deshalb führen wir auch immer ganz sanft an das Spiel heran und holen die Leute ganz langsam an den unterschiedlichen Punkten ab. Vor allem die Charaktererschaffung am Anfang ist dafür super wichtig.

Die “Held:innen” des Tages: Bernd Baumeister, Draga Ilvana Ypsilonowitsch und Prof. Dr. Dr. Jacama.

Melanie: Ihr habt ja schon einige Erfahrung sammeln können. Habt ihr bereits bestimmte Typen oder Muster beobachtet? Merkt ihr dann schnell, wer Alpha-Tier, oder wer Analytikerin ist?

Irmi: Ja klar, das nehmen wir wahr. Man spielt zwar eine Rolle, aber man spielt sich schon auch immer zu einem guten Stück selbst. Niemand bleibt immer in der Rolle. Es zeigen sich trotzdem immer diese „Leader“ oder Analyst:innen. Wer im Team normalerweise den Ton angibt, macht das oft auch im Spiel. Das überschneidet sich oft – aber nicht immer: Dieser Abstraktions-Rahmen bewirkt auch, dass manche mutiger werden. Man entdeckt dann auch immer mal wieder eine neue Seite an sich.

„Professor, wirf den Affen rüber!“

Melanie: Was mich noch interessieren würde: Es gab ja echt witzige Momente. Ich selbst hatte mehrere Lach-Flashs. Aus einer Situation heraus entstand auch ein Running Gag: „Professor, wirf den Affen rüber!“ Der landete sogar auf unserer Rechnung für den Workshop.

Kribbelt es euch manchmal nicht in den Fingern? Würdet ihr nicht manchmal gerne selbst ins Spiel einsteigen? Ist es schwierig, da auf der professionellen Ebene zu verbleiben?

Irmi: Da muss man eine gute Balance finden. Natürlich ist man als Spielleitung in einer anderen Position als die Spieler:innen. Pen & Paper ist ja eine sehr persönliche Erfahrung. Klar, wollen wir Professionalität wahren. Aber es ist auch wichtig, dass die Spieler:innen sehen, dass die Spielleitung mitgeht. Wir wollen ja gemeinsam etwas erschaffen. Hier bestimmt keine Konsole, kein Computer, was man machen darf, sondern hier sitzen nur Menschen. Das ist so flexibel und individuell, menschlich eben. Und das macht Pen-&-Paper-Rollenspiel auch aus. Dafür ein Gefühl als Spielleitung zu entwickeln, ist auch einfach Erfahrung.

Jasmin: Deswegen machen wir das bei twelve or higher auch zu zweit. Man kann sich auch als Spielleitung mal voll in eine Rolle werfen. Wir haben dann immer noch die andere, die als Beobachterin dabei ist, mit einem Blick von oben. Das verschafft uns eine Menge Freiheit.

Gründerinnen und Pen-&-Paper-Fans Irmi Schäffl (links) und Jasmin Justen (rechts)

Melanie: Wie habt ihr eigentlich zu Pen-&-Paper-Rollenspielen gefunden? Wie wurde es zu eurer Leidenschaft?

Jasmin: Ich habe Big Bang Theory gesehen. In einer Folge spielen sie drei Minuten Dungeons & Dragons – ich hatte keine Ahnung, was das war, war aber sofort fasziniert. Pen & Paper kann so ein tolles, intensives Erlebnis sein, weil man wirklich Abenteuer erleben kann, die man niemals erleben würde und vor allem kann man sie mitgestalten. Ich kann auf dem Mond ein Horror-Alien-Abenteuer spielen oder einen Adelskomplott im 18. Jahrhundert aufdecken. Wenn man da über mehrere Abende, Monate, Jahre mit Freund:innen zusammen spielt, wächst man darüber auch zusammen.

Irmi: Ich hatte den Begriff Pen & Paper mal aufgeschnappt in meiner Jugend und dachte mir immer „Das klingt mega toll“, hatte aber nie Leute gefunden, die das machen. Und dann hab ich Jasmin getroffen, und zack, war ich drin. Das Spiel hat so viele Facetten: Man kann überall hinreisen, man kann sein, wer und was man möchte. Aber es ist auch so schön individuell und gesellig. Man sitzt mit Freund:innen zusammen am Tisch und erschafft erzählerisch etwas Neues. Und das ist etwas, was niemand anderes jemals hätte erschaffen können. Selbst wenn zwei Teams das gleiche Abenteuer spielen, wird es anders verlaufen. Gerade in unserer schnellen, digitalen Welt, ist es einfach schön, sich manchmal hinzusetzen, das Handy auszumachen und die Momente im Spiel mit seinen Freund:innen zu genießen.

Melanie: Ich finde, ihr habt ein tolles Format entwickelt! Man merkt, dass da eure ganze Leidenschaft in die Konzeption mit reinfließt. Ich danke euch beiden für das tolle, gemeinsame Abenteuer und das Gespräch!

Melanie Seidenglanz, Team, Transfer Together, MRN
Melanie Seidenglanz

Melanie arbeitet als Transfermanagerin bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und treibt die Vernetzung der Hochschule mit der Region voran.

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