METAMORPHOSE EINES VERANSTALTUNGSKONZEPTS

 

Chamäleon, unsplash.com Pierre Bamin
Netzwerken um des Netzwerkens Willen begeistert nur wenige. Ausgehend davon hat Timo Petersen (Netzwerk & Interaktion) ein neues Veranstaltungsformat entwickelt. Im Blog zeichnet Timo den Weg nach, wie sich das Konzept weiterentwickelt hat und fasst euch seine Lessons Learned zusammen. Ein Gastbeitrag vom Transferzentrum.

Manchmal braucht es einen langen Prozess, bis eine im Grunde simple aber gute Idee das Licht des Tages erblickt und ihre Wirkung entfalten kann. So erging es uns auch mit der Workshop-Reihe für digitale Kommunikation (heute einfach „Workshop-Reihe des Transferzentrums“), die ich gemeinsam mit meinem Kollegen Max Wetterauer konzipiert und im März 2021 das erste Mal umgesetzt habe. Mit dieser Reihe ist es uns gelungen, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Netzwerken findet meist nicht im „luftleeren Raum“ statt, sondern in inspirierenden Situationen, die allen Beteiligten einen individuellen Mehrwert bieten. Gleichzeitig ist die Kommunikation über digitale Medien während der Pandemie eine zentrale Kompetenz, die nicht nur Mitglieder unserer Hochschule benötigen um Netzwerke zu bilden und ihre Arbeit zu vermitteln. Was liegt also näher als niederschwellige Weiterbildungsangebote in diesem Themenfeld anzubieten, bei denen Teilnehmende unserer Hochschule in Kontakt mit interessierten Akteuren aus der Gesellschaft kommen können?

Einfache Idee, schwere Geburt

Am Ende eines langen Prozesses hatten wir für die erste Ausgabe der Reihe vier 90-minütige Workshops auf die Beine gestellt: Podcasting, Videoproduktion, Stimme und Körpersprache sowie digitale Sichtbarkeit waren die Themen unserer Angebote. Alle Workshops räumen den Teilnehmenden Extra-Zeit ein, sich untereinander auszutauschen. Networking-Tools als Anlass zum Networking also. Nach der Verabschiedung der neuen Transferstrategie unserer Hochschule haben wir die thematische Ausrichtung der Reihe angepasst. Sie orientiert sich nun an den darin definierten Transferfeldern.

Posterausstellung im Transferzentrum

Nach einer sehr gut besuchten Vernissage, bei der künstlerische Arbeiten von Studierenden der PH präsentiert wurden, wollten wir wissenschaftlicher Poster von Young Researchers unserer Hochschule zeigen. Für Interessierte sollte diese Ausstellung eine Art Schaufenster in die Welt der Forschung unserer Hochschule darstellen. Doch dieses Vorhaben war mit besonderen Herausforderungen verbunden: Wissenschaftliche Poster sind eine Kunst für sich und sie erklären sich nicht von selbst, sondern müssen – gerade vor einem fachfremden Publikum – vermittelt, also erklärt und kommentiert werden. Darüber hinaus wollten wir die Ausstellenden nicht nur vor eine Mehrbelastung stellen, sondern ihnen durch eine erhöhte Sichtbarkeit ihrer Arbeit und die Möglichkeit zum Networking mit Akteuren aus dem Bereich der (außerschulischen) Bildung einen echten Mehrwert bieten.

Lessons learned: Es klingt ein bisschen wie eine Binsenweisheit, ist aber eine Voraussetzung für die erfolgreiche Planung und Umsetzung jedes Events: Alle Beteiligten Gruppen sollen von der Veranstaltung profitieren. In diesem Falle also, wir die Veranstalter (indem wir die bildungswissenschaftliche Expertise der Hochschule sichtbar machen fördern wir die Transferkultur in der Region), die Ausstellenden (erhalten zielgerichtete Weiterbildungsmöglichkeiten – mehr davon im nächsten Abschnitt; werden sichtbar und erhalten die Möglichkeit zum Netzwerken) sowie die Besucher (erhalten spannende Einblicke in die Welt der Bildungswissenschaften; bekommen die Möglichkeit zum Netzwerken).

Wissenschaftskommunikation und Networking

Um den oben genannten Ansprüchen gerecht zu werden, heckten wir mit Vertreterinnen der Graduate School der einen Plan aus: Gemeinsam wollten wir Weiterbildungsangebote im Bereich der Wissenschaftskommunikation organisieren. („Einführung in die Postergestaltung“, „Erstellen von Graphiken und Abbildungen mit R“) Aus dem Kreis der Teilnehmenden wollten wir Ausstellende akquirieren, die wiederum in einem speziellen Training fit für die Präsentation ihrer Poster vor potenziell fachfremdem Publikum gemacht werden sollten. Bei einer großen Vernissage, zu der wir gezielt externe Akteure aus dem Bildungsbereich einladen würden, hätten die Forschenden die Gelegenheit bekommen, ihre (neu erworbenen) Kompetenzen zu nutzen. Die Veranstaltung sollte den Teilnehmenden auch die Möglichkeit zum Networking bieten – im Idealfall sollten Partner für zukünftige Transferprojekte „matchen“.

Lessons learned: Damit wir als Tansferzentrum Transfer an unserer Hochschule initiieren und/oder unterstützen können, ist oftmals zunächst interne Transferarbeit gefragt. Die Mithilfe und Aktivierung der Expertise von Kolleg:innen anderer Einrichtungen und Fachbereiche bereichert und ist oftmals essentielle Voraussetzung gelungenen Transfers.

Ein Satz mit X: Das war wohl nix

Um es kurz zu machen: Die Pandemie hat die geplante Präsenzveranstaltung letztlich verhindert. Pläne, das Konzept in den digitalen Raum zu überführen (Zoom-Vernissage?), wurden verworfen – eine solche Veranstaltung schien weder für die Ausstellenden noch für „Besucher“ attraktiv genug und letztlich bestand ein Missverhältnis zwischen Aufwand und „Ertrag“ – sowohl für uns, als auch für die Forschenden.

Lessons learned: Kill your Darlings.

Workshop-Reihe für digitale Kommunikation

Am Grundgedanken, Weiterbildungsangebote im Themenfeld Wissenschaftskommunikation mit der Möglichkeit zum Netzwerken zu verbinden, wollte ich festhalten. In einem internen Team-Workshop des Transferzentrums kam die Idee auf, den Fokus auf nur ein Medium – nämlich wissenschaftliche Poster – aufzubrechen und stattdessen ein Programm von Workshops zu unterschiedlichen Medien – u.a. Podcast, Social Media und Video – in den Blick zu nehmen. In weiteren Gesprächen definierten Max und ich die konzeptuellen Eckpunkte der Workshop Reihe:

  • Niedrigschwelligkeit: Die Angebote sind sowohl für uns Organisierende, als auch für die Teilnehmenden niederschwellig. Dies bedeutet, dass vornehmlich auf die Expertise, die die Mitarbeitenden des Transferzentrums besitzen, zurückgegriffen und das Angebot punktuell durch weitere Akteure der Hochschule ergänzen wird. Die Angebote weisen ein „Einsteiger-Niveau“ auf, so dass potenziell alle – unabhängig von Wissen und Kompetenz – daran teilnehmen können. Mit zwei Stunden Dauer sind sie so kurz, dass Teilnehmende sie gut in Ihren Arbeitsalltag integrieren können.
  • Netzwerkaspekt: Lief im ursprünglichen Konzept alles auf eine Präsenzveranstaltung hinaus, für die die Weiterbildungsangebote lediglich zur Vorbereitung dienten, sind die Workshops nun selbst zum Dreh und Angelpunkt eines Programms geworden, das den Erwerb von Kompetenzen im Bereich der (Wissenschafts-) Kommunikation und die Möglichkeit zum Netzwerken vereint. Dementsprechend planen die Workshopleiter:innen interaktive Angebote mit Arbeitsphasen in Kleingruppen und einer Dauer von mindestens 30 Minuten. Falls praktikabel, sollte eine Vernetzung der Teilnehmenden untereinander ermöglicht bzw. gefördert werden.
  • Öffnung für Externe: Eine Vernetzung der Teilnehmenden mit Akteuren aus der Gesellschaft ist natürlich nur möglich, wenn diese an den Veranstaltungen auch teilnehmen können. Darüber hinaus hoffen wir mit diesem „Aushängeschild“ auch ein Interesse für die vielen Möglichkeiten der Partizipation an Angeboten und Projekten des Transferzentrums und unserer Hochschule im Allgemeinen zu wecken.

Lessons learned: Für mich – als jemand der vor meinem Job bei TRANSFER TOGETHER lange Zeit im Kultur- und Ausstellungsbereich gearbeitet hatte – war das Projekt „Posterausstellung“ eine Herzensangelegenheit. Ich liebe das Format „Ausstellung“ als Gelegenheit zur Kontemplation und als Ort der physischen Begegnung. Einzusehen, dass das Konzept unter Pandemiebedingungen oder rein virtuell nicht so durchführbar ist, dass es für alle Beteiligten einen Mehrwert bringt, war hart. Erst auf Grundlage dieser Einsicht konnten wir ein neues Konzept erstellen, das einige Stärken des ursprünglichen Konzepts aufgreift.

Nerv getroffen

Im März 2021 fand die erste Ausgabe der Reihe mit folgenden Workshops statt – mit großem Erfolg. Die hohen Anmeldezahlen und das positive Feedback der Teilnehmer:innen bestätigten uns darin einen Nerv getroffen zu haben, sprich einen Bedarf bei Hochschulmitgliedern und Partner:innen zu bedienen. Gerade das Angebot „Stimme und Körperausdruck im virtuellen Raum“ von Heike Heinemann, wurde so stark nachgefragt, dass wir einen zweiten Termin ansetzen mussten.

Lessons learned: Manchmal braucht es einen langen Prozess, bis eine im Grunde simple aber gute Idee das Licht des Tages erblickt und ihre Wirkung entfalten kann. Dabei sollte man allerdings nicht zu starr an bestimmten Eckpunkten eines Konzepts festhalten – gerade, wenn sich Bedingungen grundsätzlich Verändern. So ist aus unserer Ausstellung in Präsenz eine virtuelle Workshop-Reihe geworden. Man kann es quasi als Faustregel der Veranstaltungsplanung Betrachten, dass man die Interessen aller Beteiligten sowie der Teilnehmer:innen im Blick behalten sollte. Und last but not least: Gute interne Transferarbeit bildet die Grundlage für Transfer in die Gesellschaft.

 

Im Mai 2022 findet die dritte Ausgabe der Workshop-Reihe statt. Die Angebote sind dabei so vielfältig wie die Formen des Transfers an unserer Hochschule und vermitteln wichtige Kompetenzen für gelungenen Transfer. Die Themen:

  • Crashkurs Podcast für Studierende (5.5.)
  • Stimme und Körperausdruck im virtuellen Raum (9.5.)
  • Intersektorale Zusammenarbeit (17.5.)
  • Eventwerkstatt (19.5.)
  • Social Entrepreneurship (23.5.).

Der Austausch und die Möglichkeit zur Vernetzung der Teilnehmer:innen untereinander sind nach wie vor wichtige Bestandteile der Workshops. Ihr könnt euch auf der Homepage des Transferzentrums zu allen Workshops anmelden.

Timo Petersen, Team, Transfer Together
Timo Petersen

Im Transferzentrum kümmert sich Timo um Netzwerk und Interaktion und um den Aufbau und die Pflege unseres Netzwerks.

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Comments (2)

Wie erfreulich, nicht nur Erfolge wurden präsentiert, sondern die Hürden und Absagen des Alltags als Reflexionsansatz genutzt. Und das alles in spannendem Stil. Vielen Dank

Freut mich, dass Ihnen der Beitrag gefallen hat! Vielleicht haben Sie ja Zeit und Lust, an einem der Workshops im Mai teilzunehmen 🙂 Danke für Ihren Kommentar und herzliche Grüße, Timo

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